Geburtsbericht #1
IJsselstein, Niederlande im Oktober 2014
Freitagabend (gestern) haben wir mit Luca gegessen und gequatscht und niederländisches Kabarett geguckt. Um zehn Uhr hab ich die beiden Kerle allein gelassen und bin schlafen gegangen.
Erste Wehen
Um vier Uhr wurde ich wach von Wehen. Sofort regelmäßig (alle zehn Minuten, sagte Ton) und heftiger als die letzte Woche sporadisch. Ich war wach und ausgeruht, dachte erst, es sei schon sieben Uhr.
Ton [mein Mann] hat mich gewärmt und massiert, mir durch die Wehen geholfen. Ich wollte vor allem meinen Darm entleeren. Das ging recht schnell und gut, später mit Durchfall.
Geburtsbecken
Ton hat das Bad eingelassen [ein gemietetes Geburtsbad, wie ein stabiles hohes Planschbecken] und das Zimmer hergerichtet mit Kerzen und Handtüchern [mein Arbeitszimmer]. Zwischen halb sechs und halb acht saß ich vor allem im warmen Wasser und konnte die immer heftigeren und schnelleren Wehen (alle 7, 5, 4 Minuten) mit Tons Zuspruch und Stütze und mit seinen warmen Händen gut auffangen und nutzen. Jeden Wehenatemzug wurde ich weiter, weicher, größer.
Hausgeburt mit Hebamme
So um acht Uhr kam Carmela, die Hebamme. Ton hatte sie und die Wochenbettpflege-Agentur um sechs Uhr angerufen. Ich lag inzwischen in meinem Arbeitszimmer auf dem Gästebett, weil ich so gerne nochmal aufs Klo wollte. Mein Enddarm fühlte sich im Weg an. Stuhlgang kam nicht mehr. Carmela lobte mich für die Wehen und wie effektiv ich sie benutzte. In einer Wehe fühlte sie 8,5 cm Öffnung; ohne Wehe war der Muttermund 6 cm geöffnet, sagt sie. Ich bekam immer mehr Druck und wollte pressen. In einer Wehe hat Carmela die Fruchtblase geöffnet, nachdem sie mich vorher gefragt hatte. Dazwischen hatten wir Eriks Herztöne abgehört. Ton hat mir gut zugeredet und mich in seine Hand kneifen lassen während meiner Wehen.
Meconium
Im Fruchtwasser war Meconium (der erste Stuhlgang vom Kind). Das kann ein Zeichen sein, dass das Ungeborene Stress hat. Darum ist eine Hausgeburt nicht mehr angeraten. Wir sind also ins Krankenhaus gefahren. Drei Wehen habe ich im Auto weggeatmet. Das fühlte sich schade an und war anstrengend. Im Krankenhaus auf dem Flur durfte ich wieder tief mitatmen, während ich an Ton hing.
Im Krankenhaus
In einem Zimmer durfte ich mich auf die Seite auf eine Liege legen und mehr Wehen annehmen. Carmela blieb bei uns und hat die Geburt weiter begleitet. Zusammen mit einer Pflegerin vom Krankenhaus half sie mir, mich auf den Rücken zu legen. Das Pressen war heftig und schnell. Der Tipp, möglichst lange auf einer Wehe zu pressen, hat sehr geholfen. Der Vorschlag, während der Wehe nicht zu schreien, damit alle Power nach unten gehe, hat auch gut funktioniert. Das Pressen fühlte sich unglaublich stark und heftig an. Am gemeinsten war der Schmerz, als Eriks Kopf zwischen zwei Wehen in meiner Scheide lag. Seinen weichen Oberkopf konnte ich schon mit den Händen fühlen. Bei der nächsten Wehe kamen auch die Schultern und ein Arm. Danach hat es nicht mehr gebrannt in meiner Scheide. Esfühlt sich an wie eine heftige Mens, die gut abfließt: kein Krampfen, so lange alles fließt.
So schnell
Um 9:09 Uhr heute Vormittag (Samstag) ist Erik geboren. Sofort hellwach, viel Armbewegung und oft mit offenen Augen. Ich bekam eine Spritze in den linken Oberschenkel und habe mit einer Wehe die Nachgeburt (ganz weich) rausgepresst. Erik hatte einen großen Mutterkuchen, den wir mit nach Hause nehmen.
Genießen
Wir durften in Ruhe zusammen liegen. Etwa nach einer Stunde haben Carmela und Ton Erik gemessen und angezogen. Ich habe einen Apfelsaft getrunken und konnte selbst aufstehen und duschen. Wir wurden zusammen auf ein eigenes Zimmer gebracht, wo alle Untersuchungen gemacht werden können, ich pinkeln kann (Urin beißt, aber es schmerzt kaum) und auch Essen bekam. Um 13 Uhr ein Käsebrot und eine Suppe; um 14 Uhr saugte Erik gut an der rechten Brust; um 15 Uhr esse ich einen Schokoriegel; Erik schläft nachmittags zum ersten Mal länger.